KI - die neue Herausforderung
Nutzen und Grenzen
in Alltag und Gemeinde


28.02. - 02. März 2025 im Bergheim Mühlenrahmede
ein Bericht von Rolf J. Pöhler

Was ist „Künstliche Intelligenz“ und welchen Einfluss hat sie auf die Gesellschaft, die Gemein­de und unseren Alltag? Macht sie uns zu gläsernen Menschen und ahnungslosen Opfern von „Fakes“? Wird sie eines Tages schlauer sein als wir, mit unübersehbaren Folgen für die Menschheit? Lässt sie sich beherrschen oder ist der Geist schon aus der Flasche? Wie anfällig ist „KI“ für Manipulation und Missbrauch, wenn sogar Nobelpreisträger wie Demis Hassabis (Chemie) und Geoffrey Hinton (Physik) davor warnen? Solche und ähn­liche Fragen brachten die 80 Teilnehmer der Frühjahrs­tagung der Gemeinde-Akademie vom 28. Februar bis 2. März 2025 mit ins Bergheim. Was würde sie dort wohl erwarten?

Diese Frage stellten sich auch die vier Referenten, die eingeladen worden waren, ihre Fach­kennt­nisse und Einsichten mit einer erwartungsvollen Zuhörerschaft zu teilen. Eine anfäng­liche Unsicherheit war auf beiden Seiten spürbar – wie meist, wenn sich Profis und Laien begegnen, die nicht über den gleichen Wissens- und Erfah­rungsschatz verfügen. Doch die zumeist verständlichen Ausführungen, anschaulichen Beispiele und praktischen Hinweise ließen eine Lernatmosphäre entstehen, die die Teilnehmenden voll bei der Stange hielt.

Jörn Pabst (Dipl.-Ing. und IT-Berater) erläuterte den Stand der generativen Künstlichen Intel­ligenz und zeigte ihre vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten anhand praktischer Beispiele auf. Im Unterschied zu Algorithmen (genau definierten Handlungsvorschriften an Computer für erwartete Problemlösungen) werden beim maschinellen Lernen die neuronalen Netze („Gehirne“) der Rechner in sog. „Trainings“ mit zahllosen Daten gefüttert und dazu angelei­tet, selbständig neue Inhalte zu generieren und weit komplexere Probleme zu lösen als dies bis­lang möglich schien („Deep Learning“). Einsatzmöglichkeiten sind beispielsweise die medi­zinische Diagnos­tik, Erdbeben- und Wettervorhersagen, Marktanalysen und Übersetzungen in Echtzeit, aber auch krimi­nelle Aktivitäten und selb­ständig agierende Waffensysteme. Der Zeitersparnis und Effektivitätssteigerung stehen Fragen nach der Sicherheit (Fehleranfällig­keit, Nichtregulierbarkeit, Datenschutz etc.) gegenüber.

Jens Vanicek (Dipl.-Math. und IT-Spezialist) erklärte die Grundlagen und Entwicklung der KI und stellte gängige KI-Systeme (ChatGPT, DeepL u.a.) und ihre Anwendungen vor. Während Algorithmen Kochre­zep­ten vergleichbar sind, lernen KI-Systeme, selbständig zu denken und eröffnen damit neue, ungeahnte Möglich­keiten („Alles wird anders“). Allerdings lassen sich die hochkomplexen Arbeitsprozesse, die in der „Black Box“ der Rechner ablaufen, von uns nicht mehr nachvollziehen oder kontrollieren. Zudem ist die Verläss­lichkeit der Ergebnisse (Output) abhängig von der Qualität der Trainingsdaten (Input), was zu einem gesunden Miss­trauen Anlass gibt. Sicher ist jedoch, dass KI um ein Vielfaches schneller „denkt“ als wir und viele menschliche Fähigkeiten übertreffen wird. Die Grenzen des eigenständigen Lernens (Selbstoptimierung) der KI lassen sich nicht vorhersehen. „Wir stehen erst am Anfang einer Entwicklung, die alle Lebensbereiche betreffen wird – auch die Gemeinde bzw. Kirche.“

Ulrich Weber (Dipl.-Inf. und IT-Spezialist) beschrieb Nutzen und Grenzen der KI für Kirche und Gemeinde und beleuchtete ethische Aspekte der neuen Technologie. Zu den Vorteilen zählen die Verbesserung von Ent­­scheidungsgrundlagen, Arbeitserleichterung durch neue Ressourcen und Problemlösungen im Bereich Finanzen, Personal, Planung etc. Die adven­tistische Weltkirche ist längst dabei, das Potenzial der KI auf breiter Front zu nutzen, u.a. zur Erstellung unterstützender Medien (Generierung von Texten, Bildern, Videos) und zur Ent­wicklung konversationsfähiger Dialogsysteme („chatbots“). Es gilt, die Vorteile und Stärken der KI zu nutzen und ihre Risiken und Gefahren zu minimieren. Simples Schwarz-Weiß-Den­ken ist dabei ebenso unangebracht wie Glorifizierung oder Verteufelung des KI-Zeitalters.

Die wohl herausforderndste Aufgabe hatte Hartmut Wischnat (Pastor in Göppingen), der in seiner Sabbatpredigt über „KI und Heiliger Geist“ sprach – ein Thema, zu dem es bisher kein Material gibt (auch die KI musste hier passen!). Mit Dietrich Bonhoeffer plädierte er für „Nüchternheit und Kühnheit“ – gerade auch im Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Statt Aggressivität, Angst und Panikmache seien eine realistisch-optimistische Grundhaltung und ein ebenso verantwortungsbewusster wie kreativer Umgang damit angebracht. Die missio­narischen Möglichkeiten der KI verglich er mit der Erfindung des Buchdrucks, der Segen und Fluch zur Folge hatte. Ebenso sei das Internet eine Erfindung voller Chancen sowie mancher Risiken. Wischnat verglich die „Künstliche Intelligenz“ mit der „Übernatürlichen Intelligenz“ der himmlischen Weisheit (Sophia) und des göttlichen Wortes (Logos). Anders als KI benötigt der Heilige Geist keine menschengemachte Datenbasis und Anweisungen („Prompts“), da er kein Geschöpf, sondern selbst der Schöpfergeist ist.

Die Andachten von Lother Träder und Johannes Naether, der Gottesdienst mit Sylvia Clemens, der Kon­zertabend mit Daniel Kindsvater, die umsichtige Leitung von Andreas Schulze und Johannes Wilde und nicht zuletzt die herzliche Bewirtung durch die Hauseltern Judit und Marc Krätzig trugen eben­falls zu einem rundum gelungenen Wochenende bei, bei dem Leib, Seele und Geist voll auf ihre Kosten kamen und die Teilnehmenden dankbar nach­hause fuhren. Es hat sich wieder mal gezeigt, wie wichtig und wertvoll diese Einrichtung ist.


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